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Opotiki – Seagull-Cottage mit Hochbeet und Obstbäumen
Nach unserer Klausurtagung bei Glen und dem „Farmstay“ AirB&B, wobei das mit der Air immer mehr zutraf, war waren in the „middle of nowhere“, fuhren wir weiter in Richtung Tauranga über Gisborne, dem Grays Bush Scenic Reserve, nach Opotiki, die nächste „Metropole“ mit bald 10.000 Einwohnern. Ein ganz wichtiger Ort für die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, von denen 3 verschiedene Stämme hier leben und Land besitzen
Da erwartete uns ein kleines Haus, gleich am Fluss, mit einem Fussweg von 15 Minuten zu den Dünen und einen wunderschönen großen Sandstrand.
Diesmal war der Wunsch: Platz für ein möglicherweise verregnetes Wochenende, Platz überhaupt, und nahe am Meer (Die Tsunami-App ist immer aktiv bei uns, nein Scherz).
Die Überraschung war nicht nur, das wir unser neues Heim sogar auf Anhieb gefunden haben nach 5 ½ Std abenteuerlicher Autofahrt durch gefühlte 20 Baustellen, denn die Schäden vom regenreichen letzten Jahr werden erst langsam abgearbeitet.
Es erwartete uns wirklich Platz, die Küche ist zwar von 1965, eben Vintage, doch alles ist da, ein schönes großes Grundstück mit einem Farnbaum, einer Palme und Bäumen, sogar eine Hängematte, die schon aufgespannt zwischen zwei schlanken mittelgroßen Bäumen auf uns wartete. Und zu unserer Überraschung ein Hochbeet mit reifem Gemüse, Tomaten, Petersilie, Zwiebeln, Mangold, Paprika und Zuckermais, ein paar Zitronen hängen am Strauch, die Birnen fallen noch unreif vom Baum. Und das Beste daran: Wir dürfen uns bedienen! Dieses Strand-Cottage „Seagull“ ist genau der Typ AirB&B, den wir klasse finden, denn Fresh-Organic im New World Supermarket in Opotiki gibt es schlechtweg nicht – Fehlanzeige.
Organic (Bio) ist für Menschen, die zu viel Zeit haben übers Essen nachzudenken, die gut verdienen und die sich über ihren „Impact“ auf die Umwelt Gedanken machen – ein bisschen übertrieben ist das Getue schon, oder nicht? So scheint hier die Meinung vieler Menschen zu sein. Und wenn wir sie hier so anschauen, dann haben wir den Eindruck, dass die Ernährungsindustrie Mastversuche an den Menschen macht, um Diabetes und Herzerkrankungen zu erzeugen, welche die Rentenkasse entlasten, aber das wäre sehr hinterhältig gedacht. Ausgerechnet die Ureinwohner, die Maoris scheinen besonders anfällig für die Verlockungen von Frittiertem und Gezuckerten zu sein.
Doch einen eigenen Garten!
Also doch einen eigenen Garten, oder einen für Gäste, um ohne unnötige Gedanken einfach zu geniessen. Wir haben heute einen Basilikum-Topf im Baumarkt gekauft, plus eine Gartenschere und eine Handsäge. Was wir mit dem Poly-Seil machen, das wir dort zum Glück auch gefunden haben, verraten wir später.
Wir sind 15 Gehminuten vom Meer entfernt, hören nachts die Brandung und geniessen mit dem Möwengeschrei, das von 100 Möwen kommt, die scheinbar alle auf den Gartenzaunpfosten sitzen und auf irgendetwas warten.
Damit es nicht langweilig wird, gibt’s heute Abend Musik von einer Maori-Clique, die im Nachbarhaus die Hits der letzten 10 Jahre spielt, mal schauen, wann Sperrstunde ist. So manch eine schöne Erinnerung kommt dadurch zurück.
Ein Highlight, neben dem hauptsächlich von Maori bewohnten Ort Opotiki selbst, ist der Dünen-Trail, den viele mit irgendeinem Bike fahren, bis hin zum E-Mobil für Behinderte.
Vorbei an einer Stute, die an einem Baum angebunden ist und einen Radius von 10 Metern eine Seegras-ähnliche Wiese abfressen soll, mit ihrem kaum zwei Wochen alten Fohlen, die uns bettelnd anschaut, ob wir wissen, wo es hier etwas Vernünftiges zu essen gibt? Wir reichen ihr ein paar grüne Büschel, die etwas weiter weg stehen, die sie genüßlich kaut.
Also überlassen wir die zwei hübschen Tiere ihrem Schicksal und steuern über eine Drahtseilbrücke und der Überführung eines Kuhtreibweges und verschiedener Barrieren für Motorfahrzeuge auf unsere ersehntes Dünenziel zu.
Brecher-Wellen und wiederkauende Kühe
Nach 15 Minuten mit einigen Hello, Good Morning, Hi und genuschelten Begrüßungen von fröhlich daher radelnden Menschen, die auch schon am Morgen unterwegs sind, erreichen wir das blau-grüne Meer – es wirkt wild mit seinen vielen sich überschlagenden Wellen! Die zwei Kilometer Sandstrand sind einfach genial und nur fünf Menschen in Sichtweite.
Wer Brennholz braucht, oder Schwemmholz für Wood-Art sucht, wird absolut fündig. Ein halber Beutel gesammeltes Strandgut muss reichen, unsere Augen würden auch leicht eine Schubkarre füllen plus die wunderschönen Muscheln und eine ganze Menge angeschwemmter Bimssteine fürs Hornhaut-Raspeln.
20 Minuten auf Du und Du mit den Brecher-Wellen und der sandigen Gischt im angenehm erfrischenden Meerwasser reicht als Badevergnügen, lieber morgen wieder kommen, der nordwestliche Wind lädt heute nicht zum Liegen mit Badetuch am Beach ein.
Zurück auf dem Trail, vorbei an glücklichen Kühen, 300 Stück. Woran sieht man eigentlich genau, dass Kühe glücklich sind? Lila war jedenfalls nicht ihre Fellfarbe. Es waren hauptsächlich Holstein Frisian vermischt mit Jersey (wegen dem Milchfett und ein bisschen mehr A2-Milch), gerade in Wiederkuh-Funktion, die anderen deren Bauch wohl noch nicht voll war, grasten noch weiter.
Am Nachmittag, schnell noch etwas einkaufen, viele Läden schliessen um 17.00 Uhr, einige haben bis 18.00 Uhr auf und wo stehen wohl die meisten Pick-Ups, SUVs oder Kleinbusse?
Opotiki vermittelt den Charm einer etwas heruntergekommenen Kleinstadt, die sich überlegen muss, wie sie ihre Hauptladenzeile noch am Leben halten möchte. Die High Society kommt wohl nicht zum Einkaufen in die Stadt, dafür um so mehr Inder, Türken, Maories und alle möglichen Farmarbeiter, Kiwipflücker und Strassenarbeiter. Boom-Town, eher nicht, obwohl die ersten Maori um 1400 hier gelandet sein sollen und blitzschnell bemerkten, das hier fruchtbarer Boden ist.
Einige Menschen haben sich auf den Organic-Weg gemacht und gehen wohl in eine bessere Zukunft in der Bay of Plenty, mehr davon in einem anderen Beitrag.